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160 JAHRE DEUTSCH-JAPANISCHE FREUNDSCHAFT
UNTERSTÜZT
VON DER
KONRAD
ADENAUER
STIFTUNG
JAPAN
KONZIPIERT
VON DER
DEUTSCHEN
BOTSCHAFT
IN TOKYO

160 Jahre Begegnung,
160 Jahre Lernen

In den vergangenen 160 Jahren sind sich Deutschland und Japan stets aufs Neue begegnet, haben sich eng miteinander verflochten, voneinander gelernt und sich dadurch weiterentwickelt. Wir haben Wissen und Expertise geteilt, wir sind gescheitert und haben versucht, aus Fehlern zu lernen. Im 21. Jahrhundert nun arbeiten gemeinsam auf eine bessere Welt hin – mittels Friedenssicherung, aber auch durch enge Zusammenarbeit in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kultur.

Aktuell stehen wir am Beginn einer neuen Etappe intensivierter multilateraler und sicherheitspolitischer Kooperation. Anlässlich des Jubiläumsjahres lohnt sich daher der Blick in die Geschichte mit einem Fokus auf unsere militärischen und sicherheitspolitischen Beziehungen. Dieser Blickwinkel geht weit über die Themen Frieden und Konflikt hinaus. Es ist auch ein Rückblick auf die Entwicklung zweier Nationen, auf die Folgen von Krieg und Zerstörung und auf die Herausbildung der Zusammenarbeit im Rahmen der internationalen Gemeinschaft.

Entdecken Sie in dieser Ausstellung Zeugnisse der ersten Begegnung zwischen Preußen und dem Japan der Meiji-Zeit und erfahren Sie mehr über unsere heutige Zusammenarbeit bei der regionalen Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit.

Wir begrüßen Sie zu einer Entdeckungsreise durch 160 Jahre deutsch-japanischer Begegnungen in Kultur, Politik und Wirtschaft aus einer militärhistorischen Perspektive – 160 Jahre sich vertiefender Bande und freundschaftlicher Verbundenheit.

Lernen durch Vorbild

Prinz Hiroyasu Fushimi (mitte, unten) kam 1892 nach Deutschland für eine Ausbildung an der kaiserlichen Marineakademie in Kiel.
Photo: Marineschule Mürwik und Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum

Bis zur Meiji-Restauration im Jahr 1868 genoss Japan zwei Jahrhunderte relativen Friedens und erlebte eine Blütezeit seiner Kunst und Kultur - von Haiku und Literatur über Bunraku und Kabuki bis hin zu Holzschnitten und Ukiyo-e. In Europa und besonders in Deutschland war der kulturelle Einfluss Japans schon damals spürbar und weckte großes Interesse an dem fernen Land.

Die Ankunft von Commodore Perry in Japan im Jahr 1854 und die Unterzeichnung des Freundschafts- und Handelsvertrags mit den Vereinigten Staaten öffneten einerseits Japans Grenzen für den Handel, destabilisierte aber auch die Bakufu-Regierung, die damalige Militärregierung Japans.

Als Preußen 1861 der Zugang zu Japan ebenfalls vertraglich gewährt wurde, hatte Preußen den Ruf eines Staates mit militärischer Macht und besonderen Fähigkeiten in den Bereichen Wissenschaft und Technik, aber auch mit Renommee in Kunst und Literatur. Dies traf sich mit dem Ziel der Meiji-Regierung, "das Land zu bereichern, die Armee zu stärken" und gleichzeitig Widerstand gegen ausländische Einflüsse zu leisten. Preußen verfügte also über Kenntnisse und Fertigkeiten, die die Meiji-Regierung bei der Entwicklung zu einer modernen Nation nutzen konnte.

Dies war die Ausganglage zu Beginn unserer diplomatischen Beziehungen.

Mühselige Vertragsverhandlungen und ein Mord

Photo: Sven Saaler

Vor 160 Jahren nahmen Japan und Deutschland - damals das Königreich Preußen - erstmals diplomatische Beziehungen auf.

Herausgefordert durch die Expansion insbesondere Österreich-Ungarns nach Asien, entsandte Preußen im Oktober 1859 ebenfalls eine Delegation in den asiatischen Raum. Die Mission stand allerdings zunächst unter keinen guten Vorzeichen: Der eigentlich vorgesehene Expeditionsleiter Emil von Richthofen sagte ab; für die Bemannung der vier vorgesehenen Schiffe wurde etwa die Hälfte der preußischen Marinesoldaten gebraucht; und eines der vier Schiffe war noch im Bau.

Auf den Weg Richtung Asien machten sich dann schließlich die MS „Arcona“, die in Großbritannien erworbene „Thetis“, der Schoner „Frauenlob“ und das Transportschiff „Elbe“. Aber auch die Überfahrt nach Asien war von Schwierigkeiten geprägt. Die „Arcona“ schleppte sich von Havarie zu Havarie und schon in England desertierten die ersten Besatzungsmitglieder. Nur einen Tag vor Ankunft in Japan gerieten die Schiffe der Expedition dann noch in einen Taifun, woraufhin die „Frauenlob“ mit 42 Mann sank. Die drei verbliebenen Schiffe ankerten am 4. September 1860 in der Bucht von Edo.

Der Weg zum Abschluss des Vertrages war steinig. Die japanische Seite wurde vertreten durch Nobumasa Ando, einen hohen Beamten des Edo-Shogunats. Der Bevollmächtigte des Königreichs Preußen war Graf Friedrich Albrecht zu Eulenburg. Japan wollte angesichts des starken innen-politischen Drucks keine weiteren ungleichen Verträge mit dem Ausland schließen. Auch die Androhung von militärischer Gewalt beeindruckte die japanischen Verhandlungsführer nicht, denn ihnen war die relative Schwäche der preußischen Marine durchaus bewusst.

Aus der tragischen Ermordung des Übersetzers der Gesandtschaft, Henry Heusken, am 15. Januar 1861 durch Anhänger des Shogunats entwickelte sich letztlich der Verhandlungs-Durchbruch: Da der Niederländer Heusken in US-amerikanischen Diensten fest angestellt und lediglich an die preußische Gesandtschaft „ausgeliehen“ worden war, erhöhte sich der internationale diplomatische Druck auf die japanische Seite und zwang sie zu einem möglichst schnellen Vertragsabschluss. Der bilaterale Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag wurde letztlich am 24. Januar 1861 unterzeichnet.

Mühselige Vertragsverhandlungen und ein Mord

1859
Photo: Sven Saaler

Die von Graf zu Eulenburg geleitete Mission brach im Oktober 1859 aus Europa auf. Vier Schiffe, die Korvetten Alcona, Fregatte Thetis, der Schoner Frauenlob und der Transport Elbe, waren auf dem Weg nach Japan.

Photo: Sven Saaler

Die Reise von Europa nach Japan mit dem Segelschiff dauerte mehr als 10 Monate über das Kap der Guten Hoffnung. Der Künstler an Bord stellte die Reise mit Musik und anderen Ablenkungen dar, um die Langeweile zu vertreiben.

Photo: Wikimedia Commons /『東アジア1860-1862』東京大学史料編纂所

GRAF FRIEDRICH ZU EULENBURG

1815–1881

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Königsberg und Bonn trat Graf Friedrich zu Eulenburg als Generalkonsul in Antwerpen in die Diplomatie ein, wo er im Januar 1861 den Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen Japan und Preußen unterzeichnete und im September des gleichen Jahres das Qing-Reich besuchte, um einen ähnlichen Vertrag abzuschließen. In Anerkennung seiner Leistungen in Asien diente er von 1862 bis 1878 als Innenminister unter Reichskanzler Bismarck.

Preussischer Kriegsschoner SMS FRAUENLOB Gemälde von Lüder Arenhold (1891, WIkimedia Commons)

Nachdem sie Europa verlassen hatte, wurde die Arcona durch einen Sturm in der Nordsee beschädigt und in England repariert. Auch der Schoner Frauenlob geriet leider vor Izu in einen Taifun und sank. Vor der Eröffnung des Suezkanals war die Fahrt mit dem Segelschiff mit vielen Gefahren verbunden.

1861
Aquarellierung der SMS Arcona in der Bucht von Yokohama, Gemälde von Karl von Eisendecher (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

Nach einer langen Reise ankerte die Delegation im September in der Edo-Bucht. Die Verhandlungen zum Vertragsabschluss gestalteten sich jedoch schwierig und mussten bis zum Ende des Jahres warten. Im Hintergrund des Segelschiffs, von der Nähe des Yokohama-Hafens aus gesehen, ist der Fujiyama mit Schnee bedeckt hinter den Gebirge von Hakone.

Photo: Sven Saaler

Der Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen Japan und Preußen wurde in drei Sprachen abgefasst: Deutsch, Niederländisch und Japanisch. Drei Vertreter der japanischen Seite unterzeichneten den Vertrag, während die preußische Seite von Graf Eulenburg, dem außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter, unterzeichnet wurde.

Photo: Sven Saaler

Die preußische Delegation übernachtete im Azabu Zempukuji-Tempel, der zu dieser Zeit auch als US-Gesandtschaft diente,und überwand viele Schwierigkeiten im Prozess des Vertragsabschlusses, einschließlich des Selbstmords des für den Vertrag zuständigen Beamten des Edo-Shogunats und der Ermordung ihres Dolmetschers, Henry Huesken, durch die Gegner der Ausländern.

Photo: Sven Saaler

Die Unterzeichnung des Vertrages über Freundschaft, Schifffahrt und Handel.

Photo: Sven Saaler

Erste Deutsche in Japan

Verkündigung der Meiji-Verfassung im Jahr 1889 (Wikimedia Commons / Toyohara Chikanobu)

Erste Deutsche in Japan

Das Edo-Shogunat hatte 1603 bis 1868 eine Politik der nationalen Abschottung verordnet. Allen Ausländern – mit Ausnahme von Niederländern – war es verboten, japanischen Boden zu betreten. Während dieser Zeit war die Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki das einzige Fenster zu Europa. In dieser Handelsniederlassung der niederländischen Ostindien-Kompanie lebten und wirkten auch Ärzte unterschiedlicher Herkunft. Darunter befand sich der deutsche Mediziner und Naturforscher Philipp Franz Balthasar von Siebold (1796-1866), der später als einer der „Drei Gelehrten von Dejima" besondere Bekanntheit in Japan erlangte.

Siebold kam im August 1823 nach Japan, also lange bevor Japan und Preußen diplomatische Beziehungen aufnahmen. . Um Japan erforschen zu können, gab sich Siebold trotz mangelnder Sprachfertigkeiten als Niederländer aus und durfte so nach Dejima an Land gehen. Schon kurz nach seiner Ankunft eröffnete er die Narutaki Juku – eine Art Schule für Naturkunde und Medizin außerhalb von Dejima in Nagasaki. Er praktizierte und lehrte dort westliche Medizin. Takano Chouei, ein späterer Kritiker des Tokugawa Shogunats und andere, die seine Vorlesungen besuchten, zählten später zu Japans führenden Ärzten und Gelehrten.

Drei weitere Deutsche waren in der Frühphase deutsch-japanischer Beziehungen prägend: Carl Friedrich Hermann Roessler (1834-1894), der im Oktober 1878 nach Japan kam, arbeitete im Außenministerium in Tokyo als Rechtsberater. Er war maßgeblich an Japans Entwicklung zu einem modernen Rechtsstaat beteiligt. Die Meiji-Regierung entschloss sich zur Einführung eines Konstitutionalismus nach preußischem Vorbild. Dank des Vertrauens von Hirobumi Ito, des späteren Premierministers, war Roessler auch an der Ausarbeitung der japanischen Reichsverfassung und des Handelsgesetzbuches beteiligt.

Clemens Wilhelm Jacob Meckel (1842-1906) war ein preußischer Offizier, der im März 1885 nach Japan kam. In Deutschland lehrte Meckel an der Kriegsakademie und hatte verschiedene Abhandlungen und Bücher zu den Themen Taktik und Truppenführung sowie zu Ausbildungsmethoden veröffentlicht. Die japanische Regierung betraute ihn mit dem Aufbau eines Generalstabslehrgangs in Japan. Er nahm seine Ausbildungstätigkeit an der noch jungen „Rikugun Daigakkō“ –Generalstabsschule - auf. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland beobachtete er auch weiterhin die Entwicklungen in der japanischen Armee und schickte zu Beginn des Russisch-Japanischen Krieges 1904-1905 einen Operationsplan an einen seiner Schüler, Gentaro Kodama, den Stabschef der Mandschurei-Armee. Nach seinem Tod 1904 trauerte man auch in Japan um ihn.

Heinrich Edmund Naumann (1854-1927), ein Geologe, der durch die Entdeckung des „Naumann-Elefanten", einer prähistorischen Elefantenart, dessen Knochen er in Japan gefunden hatte, bekannt wurde, kam als so genannter "OYATOI GAIKOKUJIN"– angeheuerter Ausländer- ins Meiji-Japan. Dies war die Bezeichnung für Ausländer, die die Meiji- Regierung gezielt nach Japan einlud, um bei der Einführung westlicher Wissenschaften, Techniken und Institutionen zu helfen. Naumann legte den Grundstein für die moderne Geologie in Japan. Der junge Geologe war im Alter von 21 Jahren nach Japan gekommen und wurde 1875 Professor an der Tokyo Kaisei School, der späteren Universität von Tokyo. Er bereiste das Land und erstellte dabei die erste vollständige geologische Karte Japans. Bekannt ist er auch für seine Entdeckung der Fossa Magna, des großen Grabenbruchs, der die japanische Inselkette teilt.

Erste Deutsche in Japan

1823
Painting of Philipp von Siebold by Kawahara Keiga (Nagasaki Museum of History and Culture)

PHILIPP FRANZ VON SIEBOLD

1796–1866

Siebold, einer der sogenannten "Drei Gelehrten von Dejima", führte ab der Edo-Zeit die westliche Wissenschaft in Japan ein. Er kam im März 1823 nach Japan und wurde Arzt auf dem holländischen Handelsposten in Nagasaki Dejima. 1824 eröffnete er die Narutaki Juku außerhalb von Dejima, um westliche Medizin zu lehren (Holländische Studien). Schüler der Schule, darunter Takano Chouei, Ninomiya Keisaku, Ito Genboku, Koseki Sanei und Ito Keisuke, wurden später als Ärzte und Gelehrte tätig.

Photo: Wikimedia Common

KUSUMOTO INE

1827–1903

Geboren als Tocher von Philipp Franz von Siebold, einem deutschen Arzt, und Taki, einer Prostituierten in Maruyama-cho. Als erste Japanerin lernte sie die Grundlagen der Medizin bei Keisaku Ninomiya, einem Arzt unter Siebold, und die Geburtshilfe bei Soken Ishii. Sie eröffnete eine geburtshilfliche Klinik in Tsukiji, Tokio, und betreute die Geburten der kaiserlichen Familie.

1875
Photo: Wikimedia Commons / Fossa Magna Museum

EDMUND NAUMANN

1854-1927

Geboren im sächsischen Meißen, kam Naumann 1875 als Lehrer an die Tokioter Kaisei-Schule nach Japan. Er lehrte Metallurgie, Geologie und Bergbau und legte den Grundstein für die moderne Geologie in Japan. Als Leiter des erstes geologisches Institutes in Japan, das er mitbegründet hatte, war er mit geologischen Untersuchungen des japanischen Archipels beschäftigt. Er entdeckte die Fossa Magna und hinterließ seinen Namen bei dem Naumann-Elefanten, einem uralten Lebewesen.

Photo: Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0
Geologische Strukturkarte der Region Kyushu-Kanto
1878
Photo: Wikimedia Commons / Catalogus Professorum Rostochiensium - Universität Rostock

HERMANN ROESLER

1834-1894

Er kam 1878 nach Japan und arbeitete für das Außenministerium in Tokio als Rechtsberater. Er entwarf einschlägige Gesetze im öffentlichen internationalen und nationalen Recht. Er diente als Berater des Kabinetts unter dem Vertrauen von Hirobumi Ito und war maßgeblich an der Ausarbeitung der Verfassung des Kaiserreichs Japan und dem Entwurf des Handelsgesetzbuches beteiligt. Er führte den Konstitutionalismus preußischer Prägung, der die Rechtsstaatlichkeit und die Prinzipien des Konstitutionalismus betont, in Japan ein. 1834-1894

Photo: Wikimedia Commons / 国立公文書館デジタルアーカイブ

Die kaiserliche japanische Verfassung trägt das kaiserliche Siegel des Meiji-Kaisers Mutsuhito.
1885
Photo: Wikimedia Commons / Die Großen Deutschen im Bild (1937)

JACOB MECKEL

1841-1906

Der aus einer Kölner Brauerfamilie stammende Generalmajor Jakob Meckel schloss 1867 sein Studium an der Preußischen Militärakademie ab. Er nahm am Französisch-Preußischen Krieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Er kam im März 1885 nach Japan, auf ein Gesandtschaftsersuchen der japanischen Regierung, die die Modernisierung der Armee vorantrieb. Als Dozent an der Generalstabsoffizierschule bildete er Offiziere aus. Dadurch stand die japanische kaiserliche Armee unter großen Einfluss von preußischer Armee.Geboren als ältester Sohn eines Samurai des Choshu-Klans, spielte Kodama Gentaro eine aktive Rolle im Sino-Japanischen Krieg und wurde 1898 Generalgouverneur von Taiwan. Später diente er als stellvertretender Generalstabschef der Armee und als Generalstabschef der mandschurischen Armee und trug zum Sieg im Russisch-Japanischen Krieg bei. Sein Mentor, Jacob Meckel, schätzte Kodama sehr und sagte schon vor dem Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges: "Solange General Kodama da ist, wird Japan von Russland nicht besiegt.

Photo: Wikimedia Commons / 『近世名士写真. 其1』(近世名士写真頒布会、1935)

KODAMA GENTARO

1852-1906

Geboren als ältester Sohn eines Samurai des Choshu-Klans, spielte Kodama Gentaro eine aktive Rolle im Sino-Japanischen Krieg und wurde 1898 Generalgouverneur von Taiwan. Später diente er als stellvertretender Generalstabschef der Armee und als Generalstabschef der mandschurischen Armee und trug zum Sieg im Russisch-Japanischen Krieg bei. Sein Mentor, Jacob Meckel, schätzte Kodama sehr und sagte schon vor dem Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges: "Solange General Kodama da ist, wird Japan von Russland nicht besiegt.

1898
Photo: Wikimedia Commons / Hamburgische Männer und Frauen am Anfang des XX. Jahrhunderts; Kamerabildnisse. / Taken, etched in copper, and printed by Rudolph Dührkoop.

JUSTUS BRINKMANN

1843-1915

Justus Brinkmann schlug die Gründung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg vor und war nach dessen Fertigstellung über 30 Jahre lang dessen erster Direktor. 1889 schrieb er das Buch "Japanese Art and Craft", das dazu beitrug, das Verständnis für die japanische Kultur in Europa zu verbreiten.

Photo : Wikimedia Commons / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
1908
Photo : Wolfgang Wiggers

Gegend um Yokohama um 1908, vermutlich von einem deutschen Kaufmann aufgenommen

Photo : Wolfgang Wiggers
Photo : Wolfgang Wiggers
Photo : Wolfgang Wiggers
Photo: Bundesarchiv, Bild 146-1982-139-22 / Hellmuth Struckmeyer-Wolff

KARL ERNST HAUSHOFER

1869-1946

Deutscher Geopolitikwissenschaftler, geboren in München. Er arbeitete als Militärbeobachter in Japan und schrieb seine Dissertation "Der deutsche Anteil an der geographischen Erschließung Japans und des Subjapanischen Erdraumes und deren Förderung durch Krieg und Wehrpolitik" Er besaß eine tiefe Kenntnis der asiatischen Kultur.

Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Deutsche Postkarte mit japanischen Soldaten in Uniform

Deutsch-japanische Begegnungen

Photo : Wolfgang Wiggers

Deutsch-japanische Begegnungen

Als Japan und Deutschland diplomatische Beziehungen aufnahmen, wuchs auch das Interesse am vertieften Austausch mit dem jeweils anderen Land.

1862, ein Jahr nach Abschluss des bilateralen Vertrages, brach eine Delegation aus Japan nach Europa auf. Mit dabei war auch der junge Yukichi FUKUZAWA, der später als Philosoph und Gründer der Keio- Universität bekannt wurde.

Während ihrer einjährigen Reise besuchte die Delegation auch Preußen und hatte eine Audienz bei König Wilhelm I. in Berlin. Dort übernachteten sie im Hôtel de Brandebourg, wohin viele Berliner strömten, um einen Blick auf einen im Kimono gekleideten „Samurai“ erhaschen zu können. Eine lokale Zeitung berichtete, wie japanische Delegationsmitglieder ihre Köpfe aus den Fenstern steckten, um die Schaulustigen ihrerseits zu begrüßen.

Das 1877 eröffnete Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe beherbergt Kunst und Kunsthandwerk aus Europa, dem Nahen Osten und Asien, von der Antike bis zur Gegenwart. Der erste Direktor des Museums, Justus Brinkmann (1843-1915), war eine führende Persönlichkeit bei der Einführung des japanischen Kunsthandwerks in Europa. Obwohl er nie nach Japan reiste, sammelte Brinkmann eine große Menge japanischer Kunst. 1889 schrieb er das Standardwerk "Japanische Kunst und Handwerk", in dem er japanische Gemälde, Gärten, Architektur, Kunsthandwerk und Ukiyoe-Drucke (illustrierte Bücher und Farbholzschnitte) u.a. des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai detailliert besprach. Brinkmanns Werk ist zu einer Pflichtlektüre für jeden geworden, der sich für japanische Kunst interessiert.

Von Bückeburg nach Fern-Ost - Ein deutscher Unteroffizier in Japan

Photo: 和歌山市立博物館

Von Bückeburg nach Fern-Ost - Ein deutscher Unteroffizier in Japan

Mit Feldwebel Karl Köppen wurde 1869 ein Soldat des Jägerbataillons des Fürstentums Schaumburg-Lippe nach Japan eingeladen. Vermittelt hatte ihn die Handelsfirma Lehmann, Hartmann & Co, die das Dreyse Zündnadelgewehr an das Fürstentum Wakayama verkaufte. Köppens offizieller Auftrag umfasste die Ausbildung des dortigen Militärs in der Herstellung von Patronen und Pulver für das Dreyse Zündnadelgewehr. Inoffiziell übernahm er auch die Ausbildung von Soldaten nach dem preußischen System.

Nach Aufnahme seiner Arbeit stieß Köppen auf verschiedene Probleme. Vor allem unterschied sich die Art und Weise, wie die japanischen Krieger kämpften, erheblich von dem, was er von Europas Schlachtfeldern kannte, und war kaum kompatibel mit den neuen, mitgebrachten Waffen. Zudem war die Ausrüstung der japanischen Kämpfer für den modernen Kampf nicht geeignet. Folglich begann er mithilfe seiner japanischen Vertrauten das gesamte Militärsystem in Wakayama zu reorganisieren.

Einer der wichtigsten Ausbildungsinhalte, die Köppen für die Krieger des Fürstentums vorsah, war das Exerzieren. Darüber hinaus errichtete er eine Kriegsschule, in der unter anderem in Taktik unterrichtet wurde. Bei der Ausbildung legte er besonderen Wert auf die Charaktererziehung hinsichtlich Pünktlichkeit, Sauberkeit und Ordentlichkeit der Ausrüstung, und er führte eine umfassende Grundlagenausbildung (Erste Hilfe, Pflege von Waffen etc.) für alle Soldaten ein. Gleichzeitig schaffte er grausame Strafen ab und arbeitete stattdessen mit positiver Bestärkung. Die allgemeine Wehrpflicht im Fürstentum Wakayama, die erste allgemeine Wehrpflicht in Japan überhaupt, ist ebenfalls auf Köppen zurückzuführen. Obwohl die damit einhergehende Gleichstellung von Samurai mit Handwerkern und Bauern andernorts für Aufsehen sorgte, fand man sich im Fürstentum selbst gut damit ab.

In Folge des Bedarfs an neuen Textilien für die neuen Soldatenuniformen wurde das Flanell in Wakayama eingeführt. Aus Deutschland eingeladene Handwerker aus dem Heimatdorf Köppens bildeten die Japaner außerdem in der Herstellung von robusten Lederstiefeln aus.

Über Karl Köppens Leben ist dank seiner Tagebücher, in denen er sich sowohl mit seiner Arbeit als auch mit seinem Alltag beschäftigte, etliches bekannt. Seine Dienstzeit in Wakayama endete nach nur zwei Jahren, als die dortige Armee in eine gesamt-japanische Armee eingegliedert wurde und seine Dienste folglich nicht mehr benötigt wurden. Von Köppens militärischem Wirken blieb daher insgesamt wenig erhalten. Sein Verdienst war jedoch, aus der Armee des Fürstentums zumindest kurzzeitig die modernste in ganz Japan geschaffen zu haben. Allerdings ist das handwerkliche Können, das er nach Japan gebracht hatte, noch heute in Wakayama zu finden.

Von Bückeburg nach Fern-Ost - Ein deutscher Unteroffizier in Japan

1869
Photo: 和歌山市立博物館

KARL KÖPPEN

1833–1907

Keppen kam auf Wunsch des Kishu-Clans als Militärberater nach Japan und bildete zwischen 1869 und 1871 etwa 6.000 Clan-Soldaten aus und unterrichtete sie unter anderem in den Bereichen Offiziersausbildung, Fußsoldaten und Kavallerieausbildung und Arbeitsdisziplin. Er praktizierte auch die Herstellung von Lederschuhen und Baumwollflanell anstelle der vergleichsweise leicht zu zerreißende Kleidung im japanischen Stil. Er war ein Pionier bei der Einführung der westlichen Kultur in Japan, er baute einen westlichen Bauernhof und ermöglichte die Beschaffung von Fleisch und Milch.

Photo: 和歌山市立博物館

Karl Köppen inmitten seiner japanischen Freunde.

Photo: 和歌山県立博物館

Typisch Preußische Schlachtaufstellung am Strand von Wakayama. Mit Feldwebel Karl Köppen kamen neue Taktiken und Strategien nach Japan.

Photo: Wikimedia Commons / Swedish Army Museum (above)
Wikimedia Commons / Amenhtp (below)

Die Fähigkeit zur Herstellung von Spezialmunition war auch für die Ausrüstung der Dreyse-Zündnadelgewehr notwendig, die zu dieser Zeit die fortschrittlichste Waffe war. So wie Karl Köppen die Munitionsherstellung lehrte, wurden auch westliche Handwerken wie die Schuh- und Lederherstellung durch die militärische Ausbildung eingebracht.

Photo: IMASHIRO MERIYASU CO.,LTD.

Flanell wird noch immer in Wakayama hergestellt. Abgebildet eine Webmaschine die seit dem Ende des II Weltkrieges noch immer in Betrieb ist.

1876
Photo: Wikimedia Commons

ERWIN VON BÄLZ

1849 – 1913

Nach seinem Abschluss an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig kam Erwin von Bälz 1876 als Lehrer an die Medizinische Fakultät in Tokio (heute University of Tokyo Medical School) nach Japan. Er blieb 29 Jahre lang in Japan. Während er zur Entwicklung der medizinischen Welt in Japan beitrug, führte er auch Forschungen über das Sakhalin-Ainu-Volk in Hokkaido durch. Er ist auch als derjenige bekannt, der sich in die heiße Quelle von Kusatsu verliebte und sie der Welt vorstellte.

1898
Franz Baltzer (vorne mitte) bei seiner Abschiedsfeier in Japan, um 1903 (Wikimedia Commons / 『東京駅誕生』)

FRANZ BALTZER

1857-1927

Franz Balzer kam 1898 mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern auf Einladung der japanischen Regierung nach Japan. Als Eisenbahningenieur, der sich vor allem auf die Architektur spezialisierte, trug er zur Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Japan bei. Der Grundentwurf und das große Design der Hochbahn um den Tokioter Bahnhof stammen von Balzer, und das Projekt wurde 1972 trotz des Krieges fertiggestellt.

Photo: Wikimedia Commons
Photo: Wikimedia Commons

OGAI MORI

1862-1922

Sein richtiger Name war Rintaro Mori. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland nach Japan veröffentlichte er eine Gedichtübersetzung "Omo Kage", einen Roman "Maihime" und eine Übersetzung "Sokkyo Shijin".Er wurde zu einem der führenden japanischen Romanautoren der Neuzeit, während er als Generalarzt und Direktor des medizinischen Büros des Ministeriums diente. Er übersetzte auch drei Werke Goethes, darunter Faust, sowie andere ausländische Literatur.

Das „Kimigayo” und der Deutsche

Photo: OAG - Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens

Heute ist „Kimigayo” weithin als Japans Nationalhymne bekannt. Weniger bekannt ist, dass in der frühen Meiji-Zeit verschiedene Arrangements dieses Liedes zur Auswahl für die offizielle Hymne standen und dass die Entscheidung damals für die Version des Deutschen Franz Eckert fiel. Eckert war ein Militärkapellmeister, der 1879 vom Marineministerium nach Japan eingeladen worden war und bereits nach einem Jahr in Japan den Auftrag bekam, die japanische Nationalhymne zu arrangieren.

Da die Aufzeichnungen aus der frühen Meiji-Zeit begrenzt sind, gibt es verschiedene Theorien über den Beitrag Eckerts und den Prozess der Auswahl des offiziellen „Kimigayo“-Arrangements. Nachgewiesen ist jedoch, dass Franz Eckert innerhalb kürzester Zeit umfassende Kenntnisse der japanischen Sprache, der traditionellen Musik und der Dichtkunst, die im Kaiserhof als Gesang „Wakahikō“ vorgelesen wurden, erwarb. Eckerts „Kimigayo“ folgt der Tradition gesungener Gedichte – ein Faktor, der wohl zur Auswahl des Eckertschen Arrangements beigetragen hat

Heute geht man davon aus, dass Eckert vermutlich auch an der Auswahl und am Arrangement der Lieder für den Schulunterricht in Japan beteiligt war. Dabei zeichnet sich seine Arbeit insbesondere dadurch aus, dass er europäische Lieder für traditionelle japanische Instrumente anpasste. Hierbei kam ihm zugute, dass er eine Vielzahl von Instrumenten spielte und die Fähigkeit besaß, für aufkommende Probleme praktische Lösungen zu finden.

Franz Eckerts Talent, sich schnell in fremde Kulturen hineinversetzen zu können, verschaffte ihm nach seinem langjährigen Dienst in Japan eine weitere Anstellung in Korea. Franz Eckert starb am 06. August 1916 in Seoul und wurde auf dem Ausländerfriedhof dort beigesetzt.

Das „Kimigayo” und der Deutsche

1873
Photo: Sven Saaler

Querschnitt eines deutschen Kriegsschiffes

Japans Bestreben, sich nach dem Vorbild der Westmächte zu modernisieren, erforderte ein schnelle Entwicklung in der Wissenschaft und Militärtechnik. Drucke aus dieser Zeit zeigen die modernste Schiffbautechnik, die in deutschen Kriegsschiffen zum Einsatz kam.

1880
Photo: OAG - Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens

FRANZ ECKERT

1852-1916

Franz Eckert lernte unter anderem in Dresden Musik und wurde Kapellmeister der Marine in Wilhelmshafen. 1879 kam er als Musiklehrer nach Japan, und 1880 machte er ein Arrangement von "Kimigayo". Während die andere Musiker Arrengement in westlichen Stille vorschlugen, interessierte sich Eckert für Waka-Hiko, den traditionellen japanischen Gedichtvortrag, der seit der Heian-Zeit aufgeführt wurde. Diese Tradition übernahm Eckert und bereicherte das Stück mit westlicher Harmonie.

Photo: OAG - Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens & Photo: Wikimedia Commons / Curt Netto

Eckers Bericht über sein Arrengement von "KIMI GA YO"

Photo: Wikimedia Commons / Curt Netto

Deckblatt des Musikstück "KIMI GA YO"

1933
Photo: Wikimedia Commons

BRUNO TAUT

1880-1938

Bekannt als expressionistischer Architekt, kam Bruno Taut 1933 nach Japan, um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Während seines dreieinhalbjährigen Aufenthalts in Kyoto, Sendai, Takasaki und anderen Städten schrieb er viele Kritiken und beeinflusste damit zukünftige Generationen von Architekten und Designern.

Photo: Atami City

Die Atami Hyuga Villa wurde 1936 in Atami als Ferienhaus gebaut.

Photo: Atami City
Photo: Atami City

...und dann stand man auf verschiedenen Seiten

Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

...und dann stand man auf verschiedenen Seiten


Eingang zum Royal Naval Cemetery in Malta, der unter anderen Kriegsopfer auch den ehemaligen japanischen Kriegstoten gewidmet ist, die während des Ersten Weltkriegs im Mittelmeer gefallen sind. (Foto: The Japan Malta Friendship Association)



Photo: 日本マルタ友好協会
Denkmal auf dem Royal Naval Cemetery in Malta
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Japan und Großbritannien Verbündete. Die sogenannte Anglo-Japanische Allianz entstand im Nachgang zum Chinesisch-Japanischen Krieg von 1895. Russland, das Deutsche Reich und Frankreich taten sich zusammen, um Japan zur Rückgabe der Halbinsel Liaodong, welche das Kaiserreich im Anschluss an den Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 erworben hatte, an China zu drängen. Großbritannien weigerte sich, diese Intervention zu stützen, und wurde daher für Japan als Bündnispartner interessant.

Das Japanische Kaiserreich war insbesondere von der Positionierung des Deutschen Reiches gegen Japan überrascht, da man der Überzeugung war, ein gutes Verhältnis zu haben. Im Deutschen Reich beschwor man jedoch bereits das Bild der „Gelben Gefahr“, dass von den ostasiatischen Völkern eine Bedrohung der Vorherrschaft des Westens ausgehe. Im Zuge des Russisch-Japanischen Krieges 1904/05 erweiterte Japan mit der südlichen Hälfte von Sachalin und Teilen Chinas seine territorialen Ansprüche. Dadurch stand Japan in direkter Konkurrenz mit dem deutschen Kaiserreich auf dem chinesischen Festland.

Während dieser Zeit verschärften sich auch die Spannungen zwischen den europäischen Mächten. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Ehefrau am 28. Juni 1914 in Sarajewo führte zum Zerwürfnis zwischen dem Kaiserreich Österreich-Ungarn und Serbien, dessen Schutzmacht Russland war. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. und sein Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg, entschlossen sich zur uneingeschränkten Unterstützung Österreich-Ungarns. Mit der ersten Kriegserklärung am 28. Juli 1914 eskalierte die Konfrontation rasch zum Weltkrieg mitsamt der Aktivierung der jeweiligen Bündnissysteme. Damit standen sich auch das Deutsche Reich und das Japanische Kaiserreich als Gegner im Ersten Weltkrieg gegenüber.

Am 7. November 1914 eroberten die vielfach überlegenen alliierten Streitkräfte von Japan und Großbritannien die Festungen Tsingtau und Jiaozhou Bay, die wichtigsten Häfen des deutschen Ostasiengeschwaders. Dabei wurden etwa 4.500 Deutsche in Kriegsgefangenschaft genommen und nach Japan gebracht.

Deutsche Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft, 1914-1920

Photo: 広島市市民局文化スポーツ部文化振興課

Deutsche Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft, 1914-1920

Das Japanische Kaiserreich war auf eine so schnelle Kapitulation Tsingtaus und die große Zahl an Kriegsgefangenen nur unzureichend vorbereitet. In improvisierter Art und Weise wurden die deutschen Soldaten auf Frachtschiffen und unter äußerst widrigen Bedingungen aus China gen Japan abtransportiert. Hier wurden sie zunächst provisorisch untergebracht, später dann in einem der gut ein Dutzend Kriegsgefangenenlager.

Das bekannteste war das im April 1917 eingerichtete Lager Bandō (heutiges Naruto auf Shikoku), aufgrund der vorbildlichen Bedingungen ein regelrechtes „Musterlager“. Allein schon aufgrund seiner Größe – mit über 950 Insassen –, vor allem aber wegen der sehr guten Lagerbedingungen bestimmt die Geschichte Bandōs das Gesamtnarrativ deutscher Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft nachhaltig. Dank der liberalen Haltung des Lagerkommandanten Oberst Matsue Tomohisa wurde den deutschen Kriegsgefangenen in Bandō ein sehr humaner Umgang zuteil. Aber auch an anderen Lagerstandorten genossen die deutschen Kriegsgefangenen viele Freiheiten und eine gute Behandlung.

Im Allgemeinen waren die japanischen Lager relativ geräumig eingerichtet, und die Kriegsgefangenen konnten sportlichen Aktivitäten nachgehen, durften Gemüse anpflanzen, (Nutz-)Tiere halten und verfügten sogar über Alkoholika. Im Laufe der Zeit wurde es den Soldaten gestattet, die Lager unter japanischer Aufsicht für Spaziergänge und Ausflüge in der unmittelbaren Umgebung zu verlassen. Zudem organisierten sich in den Lagern neben Sportvereinen auch Orchester, Chöre oder Theatergruppen. Druckerzeugnisse wie etwa Lagerzeitungen wurden in Lagerdruckereien hergestellt. Die Lagerinsassen unterrichteten sich gegenseitig je nach beruflicher Provenienz und konnten Kurse in ostasiatischer Kultur und Sprache belegen.

Zudem kam es zu einem mitunter regen Austausch mit der einheimischen Zivilbevölkerung – etwa indem deutsche Soldaten in japanischen Geschäften arbeiteten, um sich etwas hinzuzuverdienen und zugleich die Japaner in der Herstellung deutscher Produkte, beispielsweise deutscher Back- oder Wurstwaren oder Braukunst, zu unterrichten. Bis heute hat sich z.B. in Narashino die „Narashino Sausage“, eine nach deutscher Art hergestellte Wurst, als regionaler Gaumenschmaus erhalten. Einheimischen wurden in der Endphase des Krieges die Lagertore geöffnet: Sie besuchten von den Inhaftierten konzipierte Ausstellungen, bei denen deutsche Produkte, Kunst und deutsches Handwerk vorgeführt wurden und spielten mit den Insassen Fußball. Dem übergeordneten Kriegskontext zum Trotz entstanden so an manchen Lagerstandorten echte deutsch-japanische Freundschaften.

Nichtsdestotrotz befanden sich die deutschen Soldaten in Kriegsgefangenschaft und wollten die Lager so schnell wie möglich verlassen. Feldpost in die Heimat unterlag der Zensur. Es gab lagerinterne Konflikte, Fluchtversuche und Strafmaßnahmen, starke psychische Belastungen durch die Gefangenschaft und auch Opfer der Spanischen Grippe.

Das Kriegsende im November 1918 bedeutete allerdings nicht unmittelbar das Ende der Gefangenschaft. Erst im Frühjahr 1920 wurde die Mehrheit der deutschen Kriegsgefangenen repatriiert; einige Hundert Soldaten zogen es jedoch vor, in Asien (China, Japan, Niederländisch-Indien) zu bleiben. Heute sind die Überreste des Lagers Bandō noch erhalten. Das 1972 eröffnete Deutsche Haus in Naruto hat die Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen dort beispielhaft bewahrt.

Deutsche Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft, 1914-1920

1904
Photo: Deutsche Schule Tokyo Yokohama

Deutsche Schule Tokyo Yokohama

Nach dem Abschluss des Freundschafts- und Handelsvertrags zwischen Japan und Deutschland begannen Deutsche in Yokohama und Tokio zu leben, und am 20. September 1904 wurde in Yokohama die erste deutsche Schule in Japan gegründet.

1914
Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

Der Erste Weltkrieg in China

Qingdao, das seit 1891 von Deutschland besetzt war, hatte Architekturen im deutschen Stil und ein Wasser- und Abwassersystem wie in Deutschlad. Deutschland, das hinter den anderen europäischen Mächten zurückgeblieben war, war misstrauisch gegenüber der japanischen Expansion auf dem chinesischen Festland. Diese Karikatur stellt dieses Misstrauen gut dar.

Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

Die Schlacht von Tsingtao

Während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 kämpften Japan und Deutschland auf entgegengesetzten Seiten. Die Fotos zeigen die Schlacht von Qingdao sowohl aus der Perspektive der deutschen als auch der japanischen Streitkräfte.

Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Verwundetenversorgung am Rand des Schlachtfeldes.
Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Eindrücke vom Kampfgeschehen.
1917
Photo: Sammlung Hans Kolster / Digitales Tsingtauarchiv / Universität Heidelberg

Postkarte „Ausstellung für Bildkunst und Handfertigkeit, Kriegsgefangenenlager Bandō, 8.-18. März 1918“

Photo: 広島市市民局文化スポーツ部文化振興課

Einige der Kriegsgefangenen waren Künstler, und sie produzierten hervorragende Holzschnitte und Gemälde, und durch die Ausstellungen haben sie den Austausch mit der lokalen Bevölkerung vertieft.

Photo: 広島市市民局文化スポーツ部文化振興課

Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

Deutsche Soldaten in japanischer Kriegsgefangenschaft, 1914-1920

Vorstellung der deutschen Kultur

Viele der Kriegsgefangenen, die sich freiwillig gemeldet hatten, waren ursprünglich Zivilisten, die anderen Berufe ausübten. Die Handwerker, Kunstler und Musiker zeigten ihre Fähigkeiten. In Bando wurde Beethovens 9. Symphonie zum ersten Mal in Japan aufgeführt.

Karte des Kriegsgefangenenlagers Bando, gezeichnet von Johan Jakoby im Jahr 1919 (Wikimedia Commons / Bayerische Staatsbibliothek)

Bando-Kriegsgefangenenlager

Von den 4.715 deutschen Soldaten, die von Japan in Qingdao gefangen genommen wurden, waren etwa 1.000 von 1917 bis 1920 im Kriegsgefangenenlager Bando untergebracht. Der Lagerkomandant, Oberst Toyotoshi Matsue, behandelte die Kriegsgefangenen fair und menschlich, und die deutschen Kriegsgefangenen und die japanischen Bewohner hatten ein enges Verhältnis. Zusätzlich zu den acht Baracken, in denen die Kriegsgefangenen untergebracht waren, wurden Sportanlagen, ein Bauernhof, eine Likörfabrik und eine Speisekammer gebaut. Das Gelände des Lagers wurde 2018 als nationale historische Stätte ausgewiesen und wird nun als DOITSU MURA Park gepflegt.

Photo: Wikimedia Commons / 663highland

Ode an die Freude Die Episode des Bando-Lagers wurde 2006 unter dem Titel "Ode an die Freude" verfilmt. In dem Film spielen bekannte japanische und deutsche Schauspieler wie Matsudaira Ken und Bruno Ganz mit.

Lernen durch Leid

Photo: Georgie Pauwels/CC BY 2.0

Nach der Gegnerschaft im Ersten Weltkrieg, in dem beide Staaten auf verschiedenen Seiten kämpften, gingen Deutschland und Japan recht schnell wieder aufeinander zu. Es wurde erneut voneinander gelernt. Wissenschaftler aus den verschiedensten Bereichen trafen sich zum gegenseitigen Austausch. Symbolisch steht für diese Zeit der Besuch Einsteins in Japan 1922. Im militärtechnischen Bereich begann Japan, sich für deutsche U-Boot-Technologie zu interessieren.

Zugleich steht diese Zeit auch für die Anfänge eines besonders dunklen Kapitels in der Geschichte Deutschlands, den Aufstieg des Nationalsozialismus. Unter der Führung Adolf Hitlers gelang es den Nationalsozialisten, die Emotionen der Bevölkerung über die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die von den Siegermächten geforderten hohen Reparationen auszunutzen. Durch die Propaganda der Nazis wurden Hass geschürt, Feindschaften beschworen und menschenverachtende Bilder in den Köpfen der Bevölkerung aufgebaut.

Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 01. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg in Europa - eine Zeit unsagbarer Gewalt und Gräueltaten. Japan und Deutschland waren im Zweiten Weltkrieg Verbündete und erlitten jeweils umfassende Niederlagen. Die Erinnerung an diese Zeit, insbesondere an das deutsche Verbrechen des Holocaust, muss bewahrt werden - um niemals zu vergessen und um aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft zu ziehen.

Die japanisch-deutsche Allianz

Photo: picture alliance / akg-images

Die japanisch-deutsche Allianz

Der „Dreimächtepakt“ zwischen dem Deutschen Reich, dem Japanischen Kaiserreich und Italien wurde am 27. September 1940 geschlossen und von den Vertragspartnern propagandistisch als „Achse Berlin-Rom-Tokio“ zu globalstrategischer Bedeutung erhoben. Tatsächlich handelte es sich dabei um die militärische Erweiterung der Absprachen aus dem „Antikominternpakt“ von 1936, einem politischen Vertrag, in dem sich das Deutsche Reich und Japan auf die gemeinsame Bekämpfung der Kommunistischen Internationale mittels Informationsaustauschs geeinigt hatten. Wesentlicher waren allerdings geheime Zusatzabkommen, in denen man sich im Falle eines nicht-provozierten Angriffs durch die Sowjetunion wohlwollende Neutralität zusicherte.

Sowohl Tokyo als auch Berlin durchbrachen mit diesem Pakt ihre außenpolitische Isolierung, nachdem beide 1933 aus dem Völkerbund ausgetreten waren. In beiden Ländern war diese Annäherung allerdings hoch umstritten und letzten Endes Ergebnis der Entwicklungen seit den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg.

Obwohl Japan als aufstrebende Regionalmacht in Ostasien an den Friedensverhandlungen aufseiten der Sieger teilgenommen hatte, fühlte man sich aus rassistischen Motiven ausgegrenzt. In der Folge konnten nationalistisch-militaristische Kreise in Tokyo zunehmend an Einfluss gewinnen. Durch die aggressive Expansionspolitik in seiner Nachbarschaft geriet Japan auf einen allmählichen Konfrontationskurs mit den USA und den europäischen Kolonialmächten in Ostasien. Als größte Bedrohung nahm man in Tokyo im Verlauf der 1930er Jahre allerdings die Sowjetunion wahr. Das war - neben der ideologischen Nähe zum Nationalsozialismus - letztlich der entscheidende Grund, sich Berlin anzunähern. Einen erheblichen Katalysator dieser Entwicklung stellte die Weltwirtschaftskrise seit Ende der 1920er Jahre und die in ihrem Gefolge grassierende Schutzzollpolitik der Industrienationen dar.

Für Deutschland war der „Dreimächtepakt“ allerdings ein wenig konkretes Bündnis, geprägt durch Misstrauen, Rassismus und die Verfolgung von Eigeninteressen. So war die „Achse Berlin-Rom-Tokio“ schon von Anfang an brüchig.

1936
Photo: Wikimedia Commons

"Die Tochter des Samurai" ist ein deutsch-japanischer Spielfilm. Setsuko HARA und Ruth Eweler spielten mit.

Photo: Wikimedia Commons

"Die Tochter des Samurai" ist eine japanisch-deutsche Koproduktion, bei der der deutsche Bergfilmmeister Arnold Funk und der japanische Filmemacher Itami Mansaku gemeinsam Regie führten. Neben Setsuko Hara arbeiteten auch Sessue Hayakawa (internationaler Schauspieler), Eiji Tsuburaya (Kamera) und der Komponist Kosaku Yamada (Musik) mit.

Photo: Wikimedia Commons / Imperial War Museum

Der japanischer Botschafter in Deutschland Mushakoji und Joachim von Ribbentrop unterzeichnen den Antikominternpakt am 25 November 1936.

Photo: Osaka Mainichi Shimbun (November 25, 1937) Provided by Sven Saaler

Ein Artikel aus der Osaka Mainichi Shimbun zum ersten Jahrestag der Unterzeichnung des japanisch-deutschen Anti-Komintern-Paktes

Im selben Monat trat Italien als Erstunterzeichner bei, und 1939 kamen Ungarn, Mandschukuo und Spanien hinzu, so dass es sich um ein Sechs-Nationen-Abkommen handelte.

Photo: Wikimedia Commons / Deutschen Reichsgesetzblatt 1937, Teil 2

Abkommen gegen die Kommunistische Internationale im Deutschen Reichsgesetzblatt

Photo: Sven Saaler

Medienberichterstattung während Kriegs

Die japanischen und deutschen Zeitungen und andere Medien nutzten Karikaturen und Illustrationen, um den Eindruck von der Bedeutung des Bündnisses und einer positiven Einstellung zum Krieg zu vermitteln.

Photo: Sven Saaler

Karikatur - Deutschland, Italien und Japan stoßen England zurück ins Meer.

Photo: Sven Saaler
Photo: Militärhistorisches Museum der Bundeswehr

Japaneische Delegation an einem Ehrenmal

Eine Explosion im Hafen von Yokohama

Photo: 横浜税関

Im Zweiten Weltkrieg, als Japan und Deutschland Verbündete waren, führten die Marinen beider Länder gemeinsame Operationen durch. So wurde zum Beispiel am 6. August 1942 das U-Boot I-30 der Kaiserlich Japanischen Marine über den Indischen Ozean in die Bretagne entsandt und kehrte auf dem Rückweg mit Blaupausen deutscher Rüstungsgüter zurück.

Auch die deutsche Marine schickte ihrerseits U-Boote und 16 Blockadebrecher Richtung Asien. Diese versenkten alliierte Transporter und andere Schiffe, die vor den von Japan besetzen Häfen Penang und Singapur operierten. Die deutsche Kriegsmarine fuhr auch weiter in den Pazifischen Ozean und nutzte Yokohama als Logistikhafen.

Während einige deutsche Schiffe in Yokohama lagen, kam es zu einem Unglück: Am 30. November 1942 explodierte gegen 13:40 das Trossschiff „Uckermark“. Die „Uckermark“ hatte Flugbenzin von Indonesien nach Yokohama transportiert. Zur Ursache der Explosion gibt es verschiedene Erklärungsansätze; am wahrscheinlichsten ist, dass sie durch einen Arbeiter ausgelöst wurde, der beim Reinigen der Öltanker geraucht hatte.

Die Druckwelle der Explosion war so groß, dass insgesamt vier Schiffe verloren gingen: die „Uckermark“, der in der Nähe ankernde Hilfskreuzer „Thor“, das zuvor von der „Thor“ gekaperte australische Passagierschiff „Nankin“ und das militärisch genutzte Handelsschiff „Daisan Unkai Maru“.

Bei der Explosion, die kilometerweit zu hören war, wurden außerdem Hafenanlagen sowie Gebäude in der Nähe stark beschädigt. Durch die Druckwelle und herumfliegende Teile splitterten Fensterscheiben. Insgesamt kamen 102 Menschen, darunter 61 deutsche Marineoffiziere und Soldaten, 36 chinesische Arbeiter und 5 japanische Arbeiter und Anwohner ums Leben.

Viele Bewohner und Arbeiter in der Umgebung wurden schwer verletzt. Die Anwohner Yokohamas zeigten große Solidarität: Sie taten sich zusammen, organisierten Unterkünfte, und halfen, wo sie konnten.

Die ausländischen Opfer wurden auf dem Ausländerfriedhof von Yokohama beigesetzt. Jedes Jahr im November wird ihrer gedacht. Einige der überlebenden deutschen Soldaten konnten aufgrund der sich verschlechternden Kriegslage nicht mehr nach Deutschland zurückkehren und lebten bis zum Kriegsende in einem Gasthaus in Ashinoyu Onsen, Hakone.

Eine Explosion im Hafen von Yokohama

1942
Photo: 神奈川新聞(1942/12/01)

Da es sich um einen Unfall handelte, in den ein deutsches Kriegsschiff, ein Verbündeter, verwickelt war, wurde die Explosion als geheim eingestuft und nicht groß berichtet. Seit mehr als 40 Jahren wird auf dem Ausländerfriedhof Negishi eine Trauerfeier für die ums Leben gekommenen deutschen Besatzungsmitglieder abgehalten.

Photo: 横浜税関

Damaliger Zeitungsartikel über den Unfall

Photo:『横浜港ドイツ軍艦燃ゆ 惨劇から友情へ 50年目の真実』木馬書館 (1995)

Photo: Bundeswehr / A. Kurzawski

Eine Flugzeugturbine nach den Blaupausen, die von Deutschland über Singapur nach Japan gebracht wurden.

Photo: Bundeswehr / A. Kurzawski

Die Turbine wird ausgestellt im hauseigenen Museum der Firma IHI.

Gegen das Vergessen

Photo: picture alliance / Jemma Crew

Der vom deutschen NS-Regime entfesselte Zweite Weltkrieg legte weite Teile Europas bis 1945 in Trümmer und brachte unermesslich viel Gewalt und Leid über die Menschheit. Grausame Kriegshandlungen und zahlreiche Kriegsverbrechen wurden verübt, Waffen von bislang nie dagewesener Zerstörungskraft eingesetzt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges waren etwa 80 Millionen Menschen tot und 30 Millionen Menschen auf der Flucht.

Diese Schreckensbilanz warf Fragen auf: Wie begreifen, was nicht zu begreifen ist? Wie weitermachen, nach unvorstellbaren Verbrechen des eigenen Landes? Wie mit dieser Vergangenheit umgehen?? Diesen zur Verarbeitung des Geschehenen wichtigen Fragen wich die Kriegsgeneration in Deutschland lange aus. Erst die folgende Generation in Westdeutschland, insbesondere die „68er-Bewegung“, forderte Antworten von ihren Eltern und Großeltern und legte damit den Grundstein für eine (selbst-)kritische deutsche Erinnerungskultur.

„Niemals vergessen!“ ist das zentrale Anliegen – die Erinnerung wach halten an die Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg, insbesondere den Holocaust an den Juden, aber auch die Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma, Widerstandskämpfer:innen, Menschen mit Behinderung, Homosexuellen und vielen anderen Menschen, die durch das Nazi-Regime aus der „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt worden waren.

Erinnert wird heute auf vielfältige Weise. Es geht aber nicht nur um das Gedenken, sondern ebenfalls um Aufarbeitung und Versöhnung. Der bekannteste Mahn- und Gedenkort ist das Konzentrationslager Auschwitz, das so erhalten wurde wie am Tag der Befreiung durch sowjetische Soldaten. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das sog. Holocaust-Mahnmal steht in Berlin in unmittelbarer Nähe zum Deutschen Bundestag im Reichstagsgebäude und ist so immer im Blick der großen Politik. Darüber hinaus gibt es in ganz Deutschland und anderswo in Europa kleinere, oft subtile Denkmäler in Städten und Dörfern. Mal ist es eine liegengelassene bronzene Jacke oder ein Stein in einer Wand.

Eine besondere Art des Gedenkens hat der Künstler Gunter Demnig erschaffen: Er verlegt nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und mittlerweile auch darüber hinaus sogenannte „Stolpersteine“ an Orten, an denen Menschen lebten und arbeiteten, die während des „Dritten Reiches“ vertrieben, deportiert und getötet wurden. Im Jahr 2019 wurde der 75.000ste Stein verlegt.

Gegen das Vergessen

1939
Photo: Bundesarchiv, Bild 183-2008-0415-508 / Arthur Grimm

Zerstörte Stadtteile in Warschau nach einem deutschen Bombenangriff, September 1939

Photo: Wikimedia Commons / The National Archives and Records Administration

"Kinder im Londoner East End, obdachlos geworden durch die wahllosen Bomben der Nazi-Nachtjäger, warten vor den Trümmern dessen, was ihr Zuhause war", September 1940

Photo: Wikimedia Commons / The Daily Mail

Blick auf London vom Dach der St. Paul's Cathedral nach einem deutschen Bombenangriff

Photo: Bundesarchiv, Bild 141-2020 / o.Ang.

Minsk im Jahr 1941 nach deutschem Bombenangriff. 85% der Stadt wurden komplett zerstört.

Photo: Bundesarchiv, Bild 146-1978-093-03 / Niermann

Eine von Stukas zerstörte Industrieanlage in Stalingrad, 1942

1944
Photo: Wikimedia Commons / Library of Congress

B-24 der 15. AAF fliegen über das Zielgebiet, die Concordia Vega Ölraffinerie, Ploești, Rumänien, ohne Rücksicht auf ausbrechende Flak, nachdem sie ihre Bombenlast auf die Ölspaltanlage abgeworfen haben, am 31. Mai '44.

Photo: Wikimedia Commons / SLUB / Deutsche Fotothek / Rössing, Roger & Rössing, Renate

Trümmerfrau

3,6 Millionen Wohnungen in 62 deutschen Städten wurden bei den Bombenangriffen zerstört, und fast die Hälfte der Infrastruktur, einschließlich der Schulen, ging verloren. Die Aufgabe des Wiederaufbaus der zerbombten Städte wurde den zurückgebliebenen Frauen überlassen.

DEUTSCHLAND NACH DEM KRIEG
Photo: Bundesarchiv, Bild 04413 / Stanislaw Mucha

Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, fotografiert kurz nach seiner Befreiung im Jahr 1945.

Photo: picture alliance / Jemma Crew

Der berüchtigte Spruch "Arbeit macht frei" wird angezeigt.

Photo: picture alliance / dpa

Der westdeutsche Bundeskanzler Willy Brandt kniet im stillen Gebet vor dem Denkmal für die Helden des Ghettos in Warschau, der Hauptstadt von Polen. (7. Dezember 1970)

Photo: picture alliance / imageBROKER / Joko

Der Stolperstein Ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

Photo: Wikimedia Commons / K. Weisser

Mahnmal für die getöteten Juden Europas, Berlin.

Photo: Ole Neitzel

Soviet Graffiti im Reichstag – Berlin

Photo: picture alliance / Winfried Rothermel

Mahnmal zur Erinnerung an die Deportation der Freiburger Juden am 22. Oktober 1940 in das Internierungslager Gurs. Das Mahnmal zeigt einen Mantel aus Bronze, wie hingeworfen, liegengeblieben und zurückgelassen unweit der Stelle, wo die Züge zur Deportation bereitstanden.

Voneinander Lernen

Photo: picture alliance / dpa / Carsten Rehder

Schrecken und Unrecht des Zweiten Weltkrieges bewegte die Menschheit zum Handeln: Um den Gefahren des Nationalismus und des Militarismus entschlossen entgegenzutreten und um die Menschheit „vor der Geißel des Krieges zu bewahren", wurden 1945 die Vereinten Nationen mit 51 Mitgliedsnationen gegründet. Während der vorherige Völkerbund an nationalen Einzelinteressen gescheitert war, sollten die Vereinten Nationen durch verstärkte gemeinsame Arbeit Erfolg haben - heute haben sie 193 Mitgliedstaaten.

Eine der größten Errungenschaften war damals die Verständigung auf die allgemeinen und unveräußerlichen Menschenrechte: alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Am 10. Dezember 1948 wurden diese in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgeschrieben. Rechte wie das Recht auf Leben und auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit, das Recht auf Schutz vor Folter und Gewalt und das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz fanden darin ihren Eingang.

Mit dem Wiedereintritt in die internationale Gemeinschaft richteten auch Japan und das geteilte Deutschland den Blick nach vorn. Die Bundesrepublik Deutschland und Japan zielten auf wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg als heranreifende Demokratien und auf friedliche Beziehungen mit ihren Nachbarn ab. Dabei wurden die Bundesrepublik Deutschland und Japan wieder wichtige Partner mit gemeinsamen Interessen, einem dichten Netz freundschaftlicher Kontakte und einem florierenden Austausch auf allen Gebieten, insbesondere im Bereich Kultur. Militärische Kooperation begann erst mit dem Ende des Kalten Krieges.

Erst nach der deutschen Wiedervereinigung kam es auch zur bilateralen sicherheitspolitischen Zusammenarbeit mit der klaren Ausrichtung auf die Erhaltung des Weltfriedens, zum Beispiel im Rahmen von friedenserhaltenden Maßnahmen.

Das gemeinsame Engagement geht aber weit über den militärisch-sicherheitspolitischen Bereich hinaus. Fühlen Sie sich eingeladen, auf den folgenden Aufstellern Beispiele aus dem weiten Feld des kulturellen Austauschs in Kunst, Musik und Sport zu entdecken.

Neue Aufgaben und neue Einsätze

Photo: picture alliance / dpa / Jens Büttner

Neue Aufgaben und neue Einsätze

Das Ende des Zweiten Weltkriegs war der Beginn der Ära des Kalten Krieges. Erst mit dem Ende des Kalten Krieges begannen die besiegten Nationen Japan und Deutschland wieder enger zusammenzuarbeiten. Eine der frühesten gemeinsamen Aktivitäten entstand unmittelbar nach dem Golfkrieg im Persischen Golf.

Schon im April 1990, noch vor Beginn des Golfkrieges, entsandte Deutschland im Rahmen der Operation "Südflanke" die ersten Verbände, darunter auch Minenräumboote, in das Mittelmeer. Ein direkter Einsatz von Truppen im Golfkrieg war damals nicht möglich, da die Auslegung der Verfassung einen Einsatz von Streitkräften außerhalb des NATO-Gebietes nicht vorsah. Dennoch stand Deutschland als Weltwirtschaftsmacht auch international unter Druck, sich stärker zu engagieren. Es folgte eine ausführliche gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung mit den Bedingungen für Bundeswehreinsätze, die bis vor das Bundesverfassungsgericht führte. Eine der Kernfragen, die neu erörtert werden musste, war, welchen Zweck die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges überhaupt noch haben sollte.

Im März 1991 entsandte Deutschland auf Bitten der Vereinigten Staaten Minenräumeinheiten in den Persischen Golf. Im Rahmen der Humanitären Hilfeleistung räumten sie irakische Seeminenfelder, um die Schifffahrt wieder sicher zu machen.

Die Entsendung der deutschen Marineeinheiten in den Persischen Golf sendete auch an Japan ein Signal, ebenfalls einen angemessenen Beitrag zu leisten. Die Japanische Verfassung wurde seit Kriegsende allerdings stets streng pazifistisch ausgelegt - ähnlich wie in Deutschland. Nun wurde also auch in Japan die Diskussion über zulässige Einsätze der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte außerhalb des eigenen Staatsgebiets angestoßen.

Schließlich entschied sich auch die japanische Regierung zu einer Entsendung von Minenräumern in den Persischen Golf. Grundlage der Entsendung wurde Artikel 99 des Gesetzes über die Selbstverteidigungskräfte.

Nach dem Beginn der Minenräumung übernahmen die japanischen und deutschen Minenräumeinheiten die Verantwortung für angrenzende Gebiete, und es ergaben sich verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Deutsche Marine, die drei Hubschrauber im Persischen Golf eingesetzt hatte, wurde vom Minensuchschiff „Hayase“ oder dem Versorgungsschiff „Tokiwa“ betankt. Die deutsche Marine wiederum unterstützte die japanischen maritimen Selbstverteidigungskräfte durch Personen- und Gütertransport.

Eine kleine Anekdote am Rande der Operation zeigt sehr deutlich, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen während des Einsatzes im Persischen Golf funktionierte. Am 25. Juni 1991 kam es auf dem Minensuchboot „Göttingen“ der Deutschen Marine einen medizinischen Notfall. Der Patient wurde auf dem Minenräumboot „Hayase“ spät in der Nacht auf hoher See behandelt und stabilisiert. Am nächsten Tag wurde der Patient mit einem US-Militärhubschrauber in ein Krankenhaus in Saudi-Arabien transportiert. Dies war ein Fall, in dem ein Leben durch gemeinsame Anstrengungen gerettet wurde.

Neue Aufgaben und neue Einsätze

1991
Photo: 『湾岸戦争後の掃海活動における海軍間協働 日独協力(「湾岸の夜明け作戦」と“Operation Südflanke”)を例として』(海上自衛隊幹部学校SSGコラム189 2021/03/18)/ Taken by the German Navy

Minenjagdboot der Deutschen Marine im Einsatz bei der Operation "Südflanke"

Photo: picture alliance / ZUMAPRESS.com / Stanislav Kogiku

Studenten der Nationalen Verteidigungsakademie führen eine Militärparade zu Ehren der traditionellen Aufnahmezeremonie der Akademie in Yokosuka auf.

Photo: picture alliance / dpa / Jens Büttner

Der japanische Zerstörer 'Asagiri' trifft in Rockstock ein, Deutschland 12. August 2016.

Photo: Japan Self-Defense Forces

Internationale Studierende an der Führungsakademie der Bundeswehr.

Zusammenarbeit im 21. Jahrundert

Photo: Japan Self-Defense Forces

Zusammenarbeit im 21. Jahrundert

Freie Seewege und freier Handels- und Warenverkehr sind für Japan wie Deutschland ein wichtiges Gut. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Hauptverkehrsader für den Seeverkehr zwischen Asien und Europa, der Golf von Aden vor der Küste Somalias, durch die Zunahme von Piraterie gefährdet.

Auf diese Gefahr reagierten auch Japan und Deutschland mit der Entsendung von Schiffen und Flugzeugen. Seit der Verabschiedung des Anti-Piraterie-Gesetzes vom Juli 2009 dürfen die maritimen Selbstverteidigungskräfte Japans nicht nur Schiffe unter japanischer Flagge oder Schiffe eines japanischen Reeders durch das Seegebiet begleiten, sondern auch die Schiffe anderer Nationen. So helfen und unterstützen wir uns gegenseitig.

Auch die Musik verbindet japanische und deutsche Soldaten. 2018 fand ein gemeinsamer Auftritt der Central Band der Bodenselbstverteidigungsstreitkräfte und des deutschen Bundeswehr Stabsmusikkorps in Berlin statt. Damit wurde der 100. Jahrestag der ersten Aufführung von Beethovens Neunter Symphonie durch eine Militärkapelle deutscher Kriegsgefangener in dem Kriegsgefangenenlager Bando in der Präfektur Tokushima am 1. Juni 1918 gefeiert. Seitdem finden Gastspiele in beiden Ländern statt, die den Austausch zwischen talentierten Musikern vertiefen.

Im September 2020 veröffentlichte die deutsche Bundesregierung ein grundlegendes Strategiepapier, die "Leitlinien zum Indo-Pazifik". Darin wird das Interesse Deutschlands am indopazifischen Raum und in diesem Rahmen auch an der vertieften regionalen Zusammenarbeit mit dem Wertepartner Japan bekräftigt.

Am 16. November 2020 vereinbarten der Chef des japanischen Marinestabes Yamamura und der Inspekteur der Deutschen Marine Krause, die Zusammenarbeit zwischen den maritimen Selbstverteidigungskräften und der Deutschen Marine in der indopazifischen Region weiter zu verstärken. So ist 2021/22 die Entsendung einer deutschen Fregatte nach Asien vorgesehen. Das Schiff wird sich an der VN-Sanktionsüberwachung gegen Nordkorea beteiligen und damit einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der regalbasierten internationalen Ordnung leisten.

Zusammenarbeit im 21. Jahrundert

2006
© Bundeswehr / Rott

UN Beobachter im Sudan bei der Befehlsausgabe zur Patrouillenfahrt.

© Bundeswehr / Rott

Die Bundeswehr im Sudan (2006)

© Bundeswehr / Sebastian Wilke
Caption from Bundeswehr

Manöver an Bord der Ensdorf, einem auch als Hohlstablenkboot (HL-Boot) bezeichneten Minensuchbootes der Deutschen Marine.

© Bundeswehr / Sebastian Wilke
Caption from Bundeswehr

Der UNIFIL-Einsatz (United Nations Interim Force in Lebanon) wird vor der Küste des Libanon durchgeführt. Neben der Kontrolle der Seewege im östlichen Mittelmeer und der Unterbindung von Waffenschmuggel steht die Ausbildung der libanesischen Marinestreitkräfte im Kern des Auftrages, am 07.02.2012.

Photo: Japan Self-Defense Forces

Die Central Band der Bodenselbstverteidigungsstreitkräfte und die Staff Band der Bundeswehr gaben im Rahmen des vom japanischen Außenministerium organisierten Projekts "DAIKU 2018" einen gemeinsamen Auftritt vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

Photo: Japan Self-Defense Forces

Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr beim Self-Defense Forces Music Festival 2019

© Bundeswehr / Ingo Tesche

Ein Kampfflugzeug vom Typ Eurofighter hebt während einer Übung ab.

Photo: picture alliance / dpa / Mohssen Assanimoghaddam

Marinehelikopter Sealynx

Photo: Japan Self-Defense Forces

Selbstverteidigungskräfte im Einsatz zur Rettung und Unterstützung bei Naturkatastrophen

2021
© Bundeswehr / Tom Twardy

Die Bundeswehr im Unterstützungseinsatz bei der schweren Hochwasserkatastrophe 2021 im Ahrtal

Photo: Japan Self-Defense Forces

Verteidigungsminister Kishi nimmt an den 2+2-Gesprächen zwischen Japan und Deutschland teil

Austausch in allen Bereichen

© StarCrest Media GmbH

Austausch in allen Bereichen

Die bilateralen Beziehungen entfalteten sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem engen Netzwerk zwischen unseren Gesellschaften, quer durch alle Bereiche - Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

Nachdem 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet worden und der Friedensvertrag von San Francisco 1952 in Kraft getreten war, nahmen Japan und Deutschland die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern offiziell wieder auf. Sowohl in Japan als auch in Westdeutschland erfuhr die Wirtschaft ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre einen Aufschwung - die Jahre des „Wirtschaftswunders“. Darüber hinaus entwickelte sich erneut ein reger kultureller Austausch zwischen den beiden Ländern. Japan und die Deutsche Demokratische Republik nahmen 1973 diplomatische Beziehungen auf. Auch hier gab es einen regen wirtschaftlichen und kulturellen Austausch.

Auch auf der individuellen Ebene wurde der Austausch zwischen Japan und Deutschland gepflegt. Im Folgenden einige Beispiele aus dem Kulturbereich: Der Geiger Yasunaga Toru wurde 1983 Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Mit Daishin Kashimoto ist auch heute ein Japaner Erster Konzertmeister. Der Dirigent Yutaka Sado war Gastdirigent der Berliner Philharmoniker 2011, die mehrfach in Japan gastierten. 1979 erhielt der Leipziger Dirigent Kurt Masur den Titel des Ehrendirigenten des Yomiuri Nippon Symphony Orchestra. Aber auch modernere Musikrichtungen wie Techno oder House finden in beiden Ländern ihre Fans, und japanische Künstler wie Denki Groove traten auf der Love Parade und anderen großen Festivals in Deutschland auf.

Die Literatur Japans und Deutschlands erfreut sich bei Lesern in beiden Ländern großer Beliebtheit. Tawada Yoko, Absolventin der Universität Hamburg, hat Romane und Gedichte auf Deutsch und Japanisch veröffentlicht und wurde in Deutschland mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Yoshitomo Nara, einer der führenden zeitgenössischen Künstler Japans, machte 1993 seinen Abschluss an der Düsseldorfer Kunstakademie. Von da an bis zum Jahr 2000 produzierte er Werke aus seinem Atelier in der Nähe von Köln.

Fußball ist eine Leidenschaft beider Länder; und Sportler, Trainer und Betreuer wechseln jede Saison zwischen Japan und Deutschland. Dettmar Cramer, bekannt als der "Vater des japanischen Fußballs", trainierte ab 1960 Spieler wie Kunishige Kamamoto und legte den Grundstein für die olympische Bronzemedaille. Als die J.League 1991 startete, gehörten Weltmeister wie Pierre Littbarski und Guido Buchwald zum Kern der Spieler. Neun deutsche Profis haben inzwischen in Japan gespielt, darunter mit Lukas Podolski ein weiterer Weltmeister. 1977 wechselte Yasuhiko Okudera zum 1. FC Köln in die Bundesliga und wurde der erste japanische Spieler in einer der höchsten Spielklasse in Europa. Yasuhiko Okudera, Makoto Hasebe und Shinji Kagawa haben alle als Schlüsselspieler Ligatitel gewonnen. Im Jahr 2011 gewann Japan in Deutschland zum ersten Mal die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft.

Austausch in allen Bereichen

© StarCrest Media GmbH

SUSHI IN SUHL

Sushi in Suhl ist ein Film mit der Geschichte von Ostdeutschlands einzigem real existierenden japanischen Restaurant. Er wurde in 2021 veröffentlicht und wurde sehr beliebt.

Photo: Bundesarchiv, Bild 183-1984-1003-010 / Helmut Schaar
© Jochen Viehoff

PINA BAUSCH

Pina Bausch war eine Tänzerin, die ihre eigene, einzigartige Kunstform des zeitgenössischen Tanzes unter dem Einfluss des deutschen Expressionismus schuf. Im Jahr 2007 erhielt sie den Kyoto-Preis.

© Olga Film

DORIS DÖRRIE

Der Regisseur DORIS DÖRRIE besuchte Japan zum ersten Mal 1985 und hat seitdem viel Zeit in Japan verbracht und Filme wie "MON-ZEN", "Der Fischer und seine Frau", "KIRSCHBLÜTEN" und "Grüße aus FUKUSHIMA" gedreht.

© Jun Yoshimura

YUTAKA SADO

Sado begann seine Dirigentenlaufbahn während seines Flötenstudiums an der Kyoto City University of Arts. 2011 wurde er als Gastdirigent von den Berliner Philharmonikern eingeladen, um die Abonnementkonzerte des Orchesters vom 21. bis 23. Mai zu leiten.

© Fumiaki Fujimoto

DAISHIN KASHIMOTO

Kashimoto besuchte ab seinem elften Lebensjahr das Deutsche Gymnasium in Lübeck und als Sonderschüler des Konservatoriums vertiefte seine Violinfähigkeit. Seit Oktober 2009 ist er der Konzert Violinist in Deutschland.

© macht inc.

DENKI GROOVE

Denki Groove ist eine japanische Techno- und Elektropop-Band, die 1989 unter dem Einfluss von YMO und dem deutschen Kraftwerk gegründet wurde. Die Band ist nicht nur in Japan populär, sondern auch in Deutschland, wo sie Alben für deutsche Labels produziert haben und in Deutschland aufgetreten sind, wie z.B. bei MAYDAY.

Photo: Michelle Heighway

DAMO SUZUKI

Kenji Suzuki, bekannt unter dem Spitznamen Damo Suzuki, lebt seit Anfang der 1970er Jahre in Deutschland und war von 1970 bis 1973 Sänger der Kölner Krautrockband Can.Er ist die Verkörperung der Hippiekultur in Japan und Deutschland.

© Universal Music Group

KRAFTWERK

Kraftwerk gilt als einer der weltweiten Pioniere des Techno-Pop-Genres und hatte einen großen Einfluss auf Japans YMO.
Bei ihrem ersten Besuch in Japan 1981 trat die Gruppe in drei Städten auf (Tokyo, Osaka und Nagoya), und auch ihr Konzert 2019 in Japan war ein großer Erfolg bei Fans jeden Alters.

Photo: Wikimedia Commons

Kraftwerk Vocoder Custom hergestellt in den frühen 1970er Jahren

Publisher: Konkursbuch Verlag

YOKO TAWADA

Tawada machte ihren Abschluss an der Abteilung für russische Literatur, Fakultät für Literatur I, Waseda Universität, und absolvierte ihr Aufbaustudium an der Universität Hamburg, während sie in Deutschland arbeitete. Sie lebt in Hamburg und Berlin und veröffentlicht seit 1987 verschiedene Werke auf Deutsch und Japanisch.

Photo: Wikimedia Commons

YOSHITOMO NARA

Geboren in Hirosaki City, Präfektur Aomori, schloss Yoshitomo Nara sein Masterstudium an der Aichi Prefectural University of Fine Arts and Music ab, Danach zog er nach Deutschland, wo er an der Düsseldorfer Akademie für Bildende Kunst und Musik graduierte und weltweite Popularität für die Gemälde erlangte, die er in seinem Atelier bei Köln schuf.

Photo: 株式会社シックス / Dettmar Cramer Foundation

DETTMAR CRAMER

Dettmar Cramer war 1960 der erste ausländische Trainer, der nach Japan eingeladen wurde, und gilt als "Vater des japanischen Fußballs". Als amtierender Trainer der japanischen Nationalmannschaft legte er den Grundstein für Japans Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Mexiko und war maßgeblich an der Gründung der Japan Soccer League beteiligt.

Photo: Japan Football Association / Dettmar Cramer Foundation

Photo: Auswaertige Amt

MAKOTO HASEBE

Hasebe spielt seit 2008 in der Bundesliga. Er bricht weiterhin den Rekord für die meisten Einsätze eines Asiaten in der Bundesliga.

Photo: picture alliance / dpa / Arne Dedert

NADESHIKO JAPAN

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft fand 2011 in Frankfurt statt. Die japanische Nationalmannschaft besiegte die US-amerikanische Nationalmannschaft und gewann damit ihre erste Meisterschaft. Es war das erste Mal, dass eine asiatische Mannschaft, sowohl Männer als auch Frauen, einen FIFA-Titel gewann.

Photo: picture alliance / dpa / Revierfoto

Die Kapitänin der japanischen Frauen-Nationalmannschaft, Homare Sawa, erzielte in der zweiten Hälfte der Verlängerung des Endspiels den dramatischen Ausgleichstreffer.

Die Bundeswehr

Photo: Bundesarchiv, Bild 183-34150-0001 / o.Ang.

Die Bundeswehr

Photo: Bundesarchiv, Bild 183-34150-0001 / o.Ang.

Die Generäle Adolf Heusinger und Hans Speidel wurden am 12. November 1955 von Theodor Blank auf die neu gegründete Bundeswehr vereidigt


Photo: Bundesarchiv, Bild 098967 / o.Ang.

Die Bundesrepublik Deutschland trat 1955 der NATO bei.
Traditionslinien
Am 12. November 1955 wurde die Bundeswehr gegründet.

Die Bundeswehr sieht ihre Traditionslinien aus drei Quellen begründet: den Preußischen Heeresreformen von 1807–1813, dem Widerstand gegen das NS-Regime und ihrer eigenen Geschichte seit 1955. Zur Wehrmacht und zur Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik gibt es eine klar definierte Distanzierung. Sie begründen keine Traditionslinien.

Entwicklung
Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges wurde die Bundeswehr als Bündnisarmee innerhalb der NATO konzipiert. Seitdem hat sich viel verändert: die Übernahme von NVA-Soldaten nach der Wiedervereinigung 1990, der Wandel von der Verteidigungs- zur Einsatzarmee (der erste militärische Kriegseinsatz nach 1945 fand im Rahmen der Luftangriffe der NATO auf Serbien im März 1999 statt), die Öffnung für Frauen und die Aussetzung der Wehrpflicht. Heute fokussiert sich die Bundeswehr weiterhin auf die Landes- und Bündnisverteidigung und passt ihre Strukturen permanent an. Auch im Rahmen des zunehmenden sicherheitspolitischen Engagements Deutschlands im Indo-Pazifik steht die Bundeswehr vor neuen Aufgaben.

Auftrag
Nach Art. 87a des Grundgesetzes (deutsche Verfassung) stellt die Bundesrepublik Streitkräfte zur Verteidigung auf. Vor 1990 wurden die deutschen Streitkräfte im Ausland nur zur Katastrophenhilfe eingesetzt. Erst durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 1994 wurde der Begriff der Verteidigung weiter ausgelegt. Dies machte Einsätze außerhalb des Bündnisgebietes im Rahmen von Vereinten Nationen, NATO und EU möglich.

Die Bundeswehr

AUSLANDSEINSÄTZE
Die Auslandseinsätze der Bundeswehr begannen mit der Operation Südflanke 1990 im Persischen Golf. Es folgten viele weitere im Rahmen der VN, NATO und EU, wie z.B. in Somalia (UNOSOM II), im Kosovo (KFOR), in Afghanistan (ISAF/RS) und in Mali (EUTM/MINUSMA). Heute ist die Bundeswehr in 12 Auslandseinsätzen auf drei Kontinenten im Einsatz. Seit 1992 sind 114 Soldaten bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr gefallen.

INNERE FÜHRUNG UND STAATSBÜRGER IN UNIFORM
Die Innere Führung ist die „Unternehmensphilosophie" der Bundeswehr. Als Staatsbürger in Uniform sind die Soldat:innen den Werten und Normen des Grundgesetzes besonders verpflichtet. Die Innere Führung dient somit allen Soldat:inen als Grundlage für verantwortliches Handeln. Eigenständiges Denken und Handeln ganz im Sinne der Auftragstaktik auf Grundlage dieses Wertegefüges sollen die Richtschnur sein.

FDIE BUNDESWEHR IM INNEREN
Der Einsatz der Bundeswehr im Landesinneren ist streng reglementiert. Er ist auf Katastropheneinsätze und Einsätze in Notlagen als Amtshilfe beschränkt und im Grundgesetz festgeschrieben. Die Bundeswehr unterstützt dabei zivile Organisationen mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten, mit Material und Personal. Aktuell sind ca. 25.000 Soldat:innen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie im Einsatz. Eingesetzt werden sie unter anderem in Altenheimen, Gesundheitsämtern sowie Corona-Test- und Impf-Zentren.

FRAUEN
Bei der Gründung der Bundeswehr war der Dienst an der Waffe für Frauen noch undenkbar. Nur die Einstellung als zivile Mitarbeiterinnen in der Verwaltung war möglich. Dies änderte sich 1975, als sich der Sanitätsdienst im Zuge immer größer werdender Personalengpässe für Medizinerinnen öffnete. 1991 wurden Frauen dann auch in den restlichen Verwendungen des Sanitätsdienstes und des Militärmusikdienstes zugelassen. 1994 wurde Verena von Weymarn Generalarzt der Luftwaffe und damit die erste Frau im Rang eines Generals in den deutschen Streitkräften. Im Jahr 2000 entschied der Europäische Gerichtshof, dass die Ungleichbehandlung nicht zulässig sei und öffnete mit diesem Urteil alle Bereiche für Frauen. Die erste Kampfpilotin erhielt ihre Lizenz 2007. Der Anteil der Frauen in den deutschen Streitkräften liegt heute bei etwa 13%.
Image: Wikipedia Commons

Marineuniform
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Heeresuniform
Image: Wikipedia Commons

Luftwaffenuniform
1975
© Bundeswehr/Oed
Caption from Bundeswehr

Die ersten weiblichen Sanitätsoffiziere mit dem Bundesminister der Verteidigung, Georg Leber, am 01.10.1975

© Bundeswehr/Detmar Modes
Caption from Bundeswehr

Frau Generalarzt Dr. Verena von Weymarn
war nicht nur die erste Frau im Rang eines Generals. Sie war auch die erste Frau, die ein Bundeswehrkrankenhaus als Chefärztin führte. Im September 1976 trat Dr. Verena von Weymarn als Stabsarzt in die Bundeswehr ein.

Photo: Wikimedia Commons / U.S. Air Force

Ulrike Fitzer ist die erste weibliche Kampfjetpilotin der deutschen Luftwaffe. Im Jahr 2006 absolvierte sie das Euro-NATO Joint Jet Pilot Training Program auf der Sheppard Air Force Base und wurde 2007 die erste deutsche Tornado-Pilotin, nachdem sie die Ausbildung auf der Holloman Air Force Base abgeschlossen hatte.

2015
© Bundeswehr/photothek/Michael Gottschalk
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Soldaten beim Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag in Berlin am 11.11.2015 anlässlich des 60. Geburtstags der Bundeswehr.

© Bundeswehr/photothek/Michael Gottschalk

© Bundeswehr/Jonas Weber
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Schneeeinsatz der Bundeswehr in Bayern. Gebirgspioniere unterstützen bei der Befreiung der Dächer von der Schneelast in Bad Reichenhall/Bayern nachdem militärischer Katastrophenalarm (milKATAL) ausgelöst wurde, am 11.01.2019.

© Bundeswehr/Jonas Weber

© Bundeswehr/Leon Rodewald
Captions from Bundeswehr

Fregatte Hamburg fährt in den Einsatz Irini. Angehörige beobachten das Auslaufen der Fregatte F 220 Hamburg aus dem Heimathafen Wilhelmshaven, das Schiff wird für knapp fünf Monate an der EU- Mission Irini teilnehmen, am 04.08.2020.

Ein Blick in die Zukunft

Wir hoffen, dass Sie auf Ihrer Reise durch 160 Jahre deutsch-japanische Militär- und Kulturgeschichte aufschlussreiche Einblicke gewonnen und die eine oder andere Entdeckung gemacht haben.

Die Geschichte unserer beiden Länder ist von besonders schwierigen Erfahrungen geprägt. Japan und Deutschland haben in den vergangenen 160 Jahren Wissen, Verluste, aber auch Verantwortung geteilt.

Heute sind Japan und Deutschland stabile und verlässliche Partner, die das gemeinsame Ziel teilen, den Multilateralismus zu stärken sowie Frieden und die internationale regelbasierte Ordnung aufrechtzuerhalten.

Wir freuen uns auf all das, was wir gemeinsam noch erreichen können - als Partner, als Verbündete und vor allem als Freunde.

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